Dienstag, 21. August 2012

Eine Reise ins unerhörte Indien



Peter Pannke: Sänger müssen zweimal sterben - eine Reise ins unerhörte Indien

Diesmal möchte ich Euch ein wundervolles Buch über eine sehr sinnliche Begegnung mit Indien schmackhaft machen und zugleich eine spannende Persönlichkeit vorstellen: Peter Pannke.
Der Titel zeigt es an: der Autor erfährt Indien zuallererst über das Hören. Peter Pannke ist Musiker und für ihn ist Indien eine einzige große Symphonie. Und danach ein Fest der Farben. Generell stehen die unglaublich vielfältigen Sinneseindrücke auf dem indischen Subkontinent im Fokus. 

Peter Pannke studierte Sinologie, Indologie und vergleichende Religions- und Musikwissenschaft. Seine Reisen haben ihn in den Nahen Osten, Nordafrika, Pakistan und Indien geführt. Bekannt ist er als Klangkünstler, Komponist, Musiker und Autor von Bildbänden (Indien - Fest der Farben; Troubadoure Allahs - Sufi-Musik im Industal"). 

Er interessiert sich besonders für die kulturellen Zusammenhänge zwischen Europa, Nordafrika, dem Nahen Osten und Indien und er sucht sie im Besonderen in der Musik. Im Mittelalter waren manche der kulturellen Bindungen in Eurasien enger als es heute scheint. Die „Seidenstraße“ war über zwei Jahrtausende hinweg die direkte Hauptschlagader zwischen Europa und China und verband dadurch auch alle dazwischen liegenden Länder miteinander. Über sie gelangten Waren, Philosophien und Neuerungen in Technik, Architektur oder Medizin von einem Kontinent zum anderen. Und Musik. Auf der Suche nach dem sagenumwobenen Reich des heiligen Thomas gelangte der Minnesänger Heinrich von Morungen im 13. Jahrhundert von der deutschen Wartburg über Prag, Istanbul und Jerusalem (Kreuzzüge) bis nach Indien. Von dort gelangten die "Lieder von der Liebe" als fertige musikalische Form zu den Minnesängern nach Europa.

Gut 800 Jahre später begab sich Peter Pannke auf ihre Spuren – begleitet von der türkischen Roma-Klarinettistin Barbaros Erköse, dem französischen Multiinstrumentalist Louis Soret, den indischen Vokalisten Premkumar und Anandkumar Mallik und dem syrischen Lautenspieler Iyad Haimour, um heute noch dieses gemeinsame musikalische Erbe zu offenbaren.
1993 gründet Pannke die„Troubadours United“, um mit einigen der genannten Musikern und weiteren aus dem Iran und der Türkei die Minnepoesie (Liebespoesie) neu zu vertonen.

Vor dem Hintergrund dieser unterschiedlichen Kulturkreise entstand eine Musik, in der mittelalterlicher Minnesang, arabische Makams und indische Ragas wie verschiedene Facetten einer einzigen musikalischen Idee wirken. Ein beeindruckendes und außergewöhnliches Projekt.

Im vorliegenden Buch wagt er sich an eine Liebeserklärung an sein Sehnsuchtsland Indien und es gelingt ihm das Land auf eine ganz außergewöhnliche Weise zu beschreiben. Bereits als Student zog es ihn erstmals nach Indien, um indische Musik an ihrer Quelle zu studieren.  Damals lernt er die Familie Mallik kennen und wurde über die Jahrzehnte zu einer Art Familienmitglied. Als das Oberhaupt der Malliks stirbt, macht sich Peter Pannke auf die Reise, um dem Patriarchen die letzte Ehre zu erweisen. Noch heute stellt eine Reise in den abgelegenen Norden von Bihar zu den strapaziösesten in Indien. Seine Reise führt auch in die eigene Erinnerung: an seine Begegnungen mit dem Guru-ji, der nun im Sterben liegt, das immer tiefere Eintauchen in die indische Kultur, den Hinduismus und das Erlernen des Hindi.

Seinem Bericht von der Reise sind diese wundervollen Zeilen vorangestellt:

„Zuallererst ist Indien ein Geruch. Blitzartig findet er seinen Weg ins Stammhirn. Als nächstes ertönen Geräusche, dann flackern Bilder auf. Sehen kommt später, Denken zuletzt. Das Hirn folgt den Spuren der Erfahrung durch die Nasenlöcher, die Netzhaut, die Trommelfelle, über die Oberfläche der Haut, bis es alles in Erinnerung verwandelt.
Bei jeder  Ankunft erlebe ich das Gefühl, wie Indien in mich eindringt und sich schlagartig in mir ausbreitet. Beim ersten Atemzug ist der Schock am Stärksten; später, wenn ich selbst die Duftmarke dieses großen Tieres angenommen habe, werde ich diesen Geruch nicht mehr wahrnehmen. Kaum habe ich das Land wieder verlassen, zerfließt er zu einem vagen Schatten, den Nase und Hirn nicht mehr zu fassen vermögen. Ich versuche mich zu erinnern.“  

ein wundervoll sinnliches Buch, das ich Euch nur ans Herz legen kann!

4 Kommentare:

  1. Wundervoller Artikel, hätte aber auch ruhig länger sein können ^^
    Indien ist einfach fantastisch mit den Traditionen und der völlig anderen Kultur. In 3 Monaten ist es soweit, dann fahre ich endlich auch nach Indien. Backpacking traue ich mir aber nicht zu, da es zu spontan ist. Da hätte ich Angst, dass etwas schiefläuft. Da musste ich einfach auf dieser Reiseseite buchen. Aber Respekt an alle, die das alleine stemmen!

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    1. Ich wollte in erster Linie auf dieses phantastische Buch aufmerksam machen. Um mehr zu schreiben muesste ich deutlich mehr ueber die indische Musiktradition wissen...
      Ich persoenlich liebe das spontane Reisen - ohne Netz und doppelten Boden. Da passieren natuerlich auch DInge, die man nicht unbedingt erleben moechte, aber gerade aus diesen Erfahrungen kann man viel lernen. Natuerlich ist das nicht Jedermanns Sache und ich wuensche Dir viele bereichernde Erfahrungen in Indien!

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  2. Wir werden dieses Jahr Indien besuchen und freuen uns über jeden Bericht aus dem Land, Danke

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    1. Sehr gerne. Freu mich sehr ueber Euer Interesse. Zum Thema Indien gibt es ja einiges zu finden bei mir. Ganz liebe Gruesse und eine grossartige Reise! Oleander

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